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Sonderausstellung - Erster Weltkrieg

"100 Jahre Erster Weltkrieg - ein Mosaik alter Ansichtskarten 1914 -1918" Im Jahr 2014 jährt sich der Beginn zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. In ganz Deutschland und in Europa werden zu diesem Thema Ausstellungen unterschiedlichster Art vorbereitet. In dieser Sonderausstellung präsentiert der Oschatzer Philokartist Günther Hunger aus seiner Sammlung die Ausstellung "100 Jahre Erster Weltkrieg - ein Mosaik alter Ansichtskarten von 1914 -1918".


Der Erste Weltkrieg spielte sich nicht nur in den Stellungen und Gräben an den Fronten ab. Seine Spuren hinterließ dieser Krieg auch im vermeintlich unberührten Hinterland, in der Heimat. Der Erste Weltkrieg kostete über 16 Millionen Menschen das Leben und 20 Millionen Verwundete mit Folgeschäden für ein ganzes Leben, waren das Ergebnis. Es war der erste Krieg in der Geschichte, der auch ein Krieg der Bilder wurde. Die Postkarte entwickelte sich in dieser Zeit zum Massenmedium, unzählige Verlage versorgten Soldaten in den Kasernen, an der Front und die Bevölkerung zu Hause mit dem preiswerten, populären

Kommunikationsmittel. Über 30 Milliarden Feldpostsendungen wurden in den vier Jahren allein im Deutschen Reich versendet.


Für die Soldaten stellten die schriftlichen Mitteilungen per Feldpost die einzige Möglichkeit dar, Kontakt mit ihren Angehörigen, Familien, Freunden und Liebenden zu halten. Die Motive auf den ausgewählten Ansichtskarten gewähren einen Einblick in den vielschichtigen Charakter des jungen Bildmediums.


Zu sehen sind Karten von Deutschland zur Zeit des Ersten Weltkrieges, patriotische Postkarten und Serien zum Ersten  Weltkrieg, Grußkarten zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten, Karten von der Front, vaterländische Motive mit kriegsverherrlichenden Szenen von Triumph und Zerstörung, das geschriebene Wort per Feldpost auf der Ansichtskarte.


Viele Bereiche des Krieges sind nicht zu sehen, viele Fragen bleiben unbeantwortet, es sind Versuche und zugleich eine Spurensuche zur Annäherung an dieses Kapitel der Geschichte per Post-und Ansichtskarte. Danke an alle, die damals Karten produziert, geschrieben, aufgehoben und bis in die heutige Zeit gerettet haben.

 

100 Karten aus dem Ersten Weltkrieg erinnern an Leiden und Hoffen. Es sind Ansichtskarten aus zweiter Hand  -  Unheimlichkeiten aus zweiter Hand, erschreckend, faszinierend, auf jeden Fall sehenswert.

 

Ein Oschatzer, der Jäger der Reserve Walter Fischer, berichtet in Versen vom


Leben im Schützengraben

von Auberive:

 

Wie Heringe dicht aneinander gedrückt,
den Buckel ganz krumm, nach vornüber gebückt,
so sitzen wir drinn, an zwanzig und mehr,
die Beine halb lahm und der Magen so leer.

 

Ein länglicher Gang in die Erde gegraben,
damit die Schrapnells dran ein Hindernis haben,
dient uns zur Behausung, schön luftig und tief.
Die kalkigen Wände sind bucklig und schief.

 

Tapete fehlt freilich und auch das Parkett,
desgleichen die Stühle und auch´s warme Bett.
Am Boden das Reißig hält die Füße schön warm,
Die Tür ist durchlässig, dass Gott sich erbarm.

 

Die Decke ist niedrig, der Himmel schaut ´rein.
Man sitzt wie im Walde, untern Kiefern so fein.
Und über die Decke da saust´s, und es kracht,
und unter der Decke da schnarcht es und lacht.

 

Die Schläfer da unten, die träumen gewiß
Von Wurst, Speck und Butter, von Zucker, so süß.
Doch andere, die kauen am trockenen Brot.
Die drei spielen Skat, und die reden vom Tod.

 

Auf einmal kommt Leben in alle hinein;
´s ist Post angekommen. Schnell, bringt sie herein!
Ist denn auch für mich was von Muttern dabei?
Halb zagend, halb hoffend, entsteht ein Geschrei.

 

Wie strahlen die Augen des Glücklichen hell,
wie freut sich der vorhin so trübe Gesell.
Den Brief von der Gattin liest jener bewegt,
und dieser verteilt seine Gaben erregt.

 

Hier gibt´s Zigaretten und Tabak so viel,
da feine Schokolade – Gott, welch ein Gefühl! –
da herzliche Grüße in Menge von fern,
man liest sie zehn, zwölfmal und stets wieder gern.

 

Ja, tief, bis hinab in den Graben vor`m Feind,
die Sonne der Liebe der Heimat uns scheint,
erfreut unser Herz und erheitert den Blick
und führt uns, will´s Gott, auch in die Heimat zurück.

 

Aus: Kriegstagebuch 1914-1917 von Dr. Sieblist, Stadtarchiv Oschatz